NDR Typisch: Die Quarktanten von Rügen

Eine allein­erziehende Mut­ter ste­ht 1994 in Poseritz auf der Wiese und trifft eine fol­gen­schwere Entschei­dung: Genau hier soll meine Molk­erei entste­hen, mit Joghurt und Quark aus regionaler Pro­duk­tion. Sylvia Rahm-Präger war damals 30 Jahre alt. Ein Name war schnell gefun­den: “Insel­frische”. “Hier war nix und ich hat­te 40 000 € Startkap­i­tal in der Tasche”, erin­nert sich die Unternehmerin. Heute führt sie einen Betrieb mit zwölf Angestell­ten und ver­ar­beit­et 280 000 Liter Milch in ihrer mod­er­nen Quarkan­lage. Jet­zt muss sie sich um eine neue Geschmack­sidee küm­mern, denn bei Insel­frische läuft alles über die Chefin. Vom Design der Etiket­ten bis zur Entwick­lung neuer Geschmack­snoten — die pro­movierte Agrarin­ge­nieurin hat über­all ihre Fin­ger im Quarkgeschäft. So nervte sie die großen Super­märk­te sechs Jahre lang, bis diese ihren Inselquark ins Sor­ti­ment auf­nah­men. Jet­zt haben der Vanille­quark und das Wald­frucht­dessert neben der Dick­milch ein eigenes Regal im Dis­counter der Region. 

50 Stun­den ver­bringt Sylvia Rahm-Präger die Woche im Quark­be­trieb, aber dreimal die Woche steigt die begeis­terte Dres­sur­re­i­t­erin in den Sat­tel oder gibt selb­st Unter­richt. “Auf dem Wal­lach Free­man kann ich den Quark mal Quark sein lassen”. Außer­dem kommt ein­mal die Woche der kleine Kol­ja zu Besuch, ihr vier Monate alter Enkel. Ihre 30jährige Tochter Car­o­line arbeit­et inzwis­chen mit im Betrieb und macht Insel­frische zu einem Fam­i­lienun­ternehmen. Auf das ist auch der Urgroß­vater Peter Pel­le­grin stolz. “Das passt zu mein­er Tochter: Durch­set­zungsver­mö­gen und ordentlich die männlich geprägte Unternehmer­welt mit einem Eimer Quark durch­mis­chen. Hochachtung habe ich davor”. Autor: Thorsten Reinke, Kam­era: Matthias Ruuck, Schnitt: Rain­er Hochmuth, Ton: Tom Rafoth